Mit großer Neugier habe ich den Termin von Sewing by the Sea erwartet - schon im letzten Oktober hatte ich mich angemeldet. Vom 17. bis 20. März war es dann endlich so weit.
Nähen gemeinsam mit anderen Nähverrückten - wie wird sich das anfühlen? Schon Wochen vorher habe ich überlegt welche Nähprojekte ich mit auf Schloss Noer nehmen möchte, was sonst noch alles einzupacken ist und auch welche Kleidung wohl für so ein Nähtreffen zweckmäßig ist. Schließlich musste auch noch die Logistik bedacht werden. Fahre ich mit dem Auto, mit dem Zug oder suche ich eine Mitfahrgelegenheit. Kaum zu glauben welcher Rattenschwanz an Planungen an so einem Wochenende hängt - vor allem weil es das erste Nähtreffen dieser Art für mich war.
Das Event
Ich fuhr mit eigenem Auto und hatte in
about my buttonbox eine prima Mitfahrerin ab Hamburg. Wir kamen gegen 17 Uhr in Noer an, bauten die Maschinen auf suchten unser Quartier. Vor dem Abendessen fuhr ich noch fix mit Anna und
Epilele an den nahen Strand. Im schönen Sonnenuntergangslicht zeigte sich die Eckernfördern Bucht.
Nach dem Abendessen gab es die offizielle Begrüßung durch Organisatorin Alexandra und die Vorstellungsrunde. Neben zahlreichen Nähbloggern, die ich virtuell schon kannte waren auch etliche Teilnehmerinnen ohne Blog in unserer Runde.Wie aufregend! In dem ehemaligen Reitstall des Schlosses Noer hatten wir 34 Nähverrückten an die 50 Nähmaschinen aufgebaut, es gab verschiedene "Nähinseln" an denen jeweils 2 bis 5 Leute saßen. Der verfügbare Platz zum nähen und "rangieren" der Näharbeit war knapp bemessen, das Deckenlicht nicht in jedem Teil des Raumes hell und so war ich sehr froh, als neben mir
Constance mit einer zusätzlichen Tischlampe Platz nahm. Ebenfalls am Tisch saßen
Kitty Koma und Kristina.
Am Donnerstag abend kam ich vor lauter schauen, gucken und schwatzen kaum zum nähen. Ich begann mit dem Futter für die geplante rote Jacke. Am Freitag nähte ich die rote Oberjacke, eigentlich wäre das in 3 Stunden erledigt gewesen und doch brauchte ich den ganzen Tag. Zwischendrin schaute und schwatze ich mich durch den großen Raum, unterstützte
Christiane bei ihrer zauberhaften Bluse, verwirrte
Monika mit meiner Auffassung, dass ihr Rock und ihre Culotte mit einem Innenfutter an Komfort gewinnen, half beim Abstecken der Jacke von Anna - hach es gab soviel zu sehen und zu beoachten - wer will da selber nähen und hinter der Maschine verschwinden? Für meine Jacke hatte ich die Schulterpolster vergessen - zu meinem Glück fuhren
Sandra,
Monika und
Brigitte am Samstag vormittag nach Eckernförde und brachten mir Schulterpolster mit. Danke dafür, liebe
Sandra! So konnte ich am Samstag mit der Jacke fortfahren.
Machen statt kaufen steckte mir die Taschen auf, Anna sorgte für einen geraden Saum (vielen lieben Dank, Euch beiden!) .... spät abends wurde mein Projekt dann in die Warteschleife geschickt. Bei der Auswahl der Knöpfe waren sich Ruth und Sandra darin einig, dass keines meiner drei Knopfmuster gut zur Jacke passten.
Sonntag vormittag startet ich drauf hin mit meinem zweiten Projekt, einem Blusentop aus rotem Flatterstoff mit weißen Punkten. Während einige andere schon ihre Maschinen und Utensilien zusammenräumten, nähte ich den Korpus um bei der Abschlusspräsentation wenigstens die Ahnung der fertigen Bluse zeigen zu können.
An drei Tagen Nähzeit hätte ich daheim sehr viel mehr geschafft als eine Jacke ohne Knöpfe und einen Blusenkorpus. Allerdings nähe ich dann auch allein vor mich hin und habe keine Gelegenheit mich mit anderen auszutauschen und zu beobachten wie und mit welchen Nähtechniken und Maschinen die anderen nähen. Die freundliche und entspannte Gemeinschaft und das einzigartige Nähklima mit viel Gelächter und Humor sind wirklich ganz wunderbar und machen das Wochenende in Noer zu etwas ganz Besonderem.
Die Location
Das Jugendgästehaus Schloss Noer war der Austragungsort von Sewing by the sea. Die Ausstattung ist ähnlich einer Jugendherberge. 4 Bett Zimmer, Sanitäranlagen auf dem Flur, einfache Kost. Damit kann man sich gut abfinden. Vermisst habe ich dennoch, dass man sich in irgendeiner Form als Gast fühlen konnte. Nirgendwo eine Blume auf dem Tisch, kein Personal, dass sich erkundigt ob alles in Ordnung ist und nach dem Rechten schaut. Die Räumlichkeiten haben schöne Elemente des früheren Schlosses, sind aber überwiegend in einem lieblosen Zustand. Sehr schade.
Ich hatte die Hoffnung, dass die Umgebung des Schlosses für den lieblosen Zustand entschädigt. Das tat sie leider nicht. Zum einen wurde just an diesem Wochenende massenweise Gülle auf die umliegenden Felder ausgebracht, dass es zum Himmel stank, zum anderen wirkte die Küste auf mich nicht sehr einladend.
Spaziergänge mit
Epilele und Petra führten mich nach Aschau und nach Eckernförde.
Menschen waren kaum zu sehen, dafür viele Schilder.
Da möchte man einfach sagen: Leute, entspannt Euch mal.
Dieses Schild gilt nach Recherche von Ivonne weniger den Touristen, sondern den Einheimischen, die offensichtlich zu einem früheren Zeitpunkt PKW-Anhänger-weise Steine aus der Bucht sammelten, um Carports u.ä. zu verstärken.
Mein Held
Mein ganz persönlicher Held des Nähwochenendes war die neu erworbene Gradstichplatte für meine Nähmaschine. Dünne Stoffe wie das Futter für die rote Jacke und der Flatterstoff für die Bluse lassen sich damit ganz wunderbar nähen. Topstiching schaut wunderbar gleichmäßig aus .... jeder Gradstich gewinnt, wenn diese Platte eingesetzt ist. Hach ich bin schwer begeistert, dass Stoffknäule unter der Platte und verkrumpelte Nahtanfänge ein Ende haben.
Meine Tupfenbluse ist inzwischen fertig genäht, die rote Jacke wartet noch auf passende Knöpfe - aber ganz bald wird sie fertig sein und mich jedes mal beim Tragen an das schöne Wochenende erinnern.