Marja Katz sammelt auf ihrem Blog
Erfahrungsberichte über Nähmaschinen. Dazu hat sie einen umfangreichen Fragebogen erstellt.
Heute stelle ich meine "Hauptnähmaschine" Pfaff Creative 2.0 vor. Die Zweitmaschine Janome MC 5200 folgt.
Anschaffung und Folgekosten
Welches Modell hast Du, welchen
Preis hatte Deine Nähmaschine und wann hast Du sie gekauft?
Gekauft Ende
2009
Pfaff Creative
2.0 mit Stickmodul, Preis 2500 EUR
Findest Du das
Preis-Leistungs-Verhältnis angemessen?
Grundsätzlich
ja, es sind zwei Maschinen in einer, das wollte ich damals so haben. Ähnliche Modelle
anderer Marken lagen ähnlich. Bei der Pfaff hat mich das Design überzeugt und
der bekannte Name. Heute würde ich keine Stickmaschine mehr kaufen.
Welche Eigenschaften waren für Dich
ausschlaggebend für die Kaufentscheidung?
Nähen und
Sticken, tolles Design, Obertransport, umfangreiches Zubehör, viele Stiche und
viele Möglichkeiten selber Einstellungen zu ändern von Stichlänge, Stichbreite,
Fadenspannung, Nähfußdruck usw. automatische Knopflöcher, großer Durchlass,
helles LED Licht
Leicht
zugängliche Fächer für Zubehör.
Die Stichübersicht ist gut lesbar auf der
Innenseite des oberen Deckels angebracht.
Der Deckel lässt sich zuklappen, wenn
die Maschine nicht genutzt wird – so kann man die Maschine auch ohne Haube gut
stehen lassen.
Wieviel Zubehör wird mitgeliefert
und wie teuer ist ein eventuelles Nachrüsten von Zubehör, z.B. Nähfüßchen?
Die wichtigsten
Füße waren dabei.
Zusätzlich habe gekauft habe ich:
Fuß für
nahtverdeckten Reißverschluss
Falterleger-Fuß
/ Ruffler
Knopfannähfuß
Nahtschattenfuß
Die einfachen
Nähfüße kosten zwischen 9 und 20 EUR, der Ruffler war teuer 69 EUR oder so.
Wieviel Zubehör gibt es insgesamt
für Deine Nähmaschine, welches davon hast Du und welches davon nutzt Du am
meisten? Welches möchtest Du unbedingt noch anschaffen?
Ich habe alles
was ich brauche und auch mehr. Habe mir z.B. einen zusätzlichen großen Anschiebetisch
gekauft und der steht nur rum. Es gibt viele weitere Nähfüße für
Verzierungsarbeiten, Perlenanähfuß usw. das brauche und will ich nicht.
Eine
Gradstichplatte werde ich vielleicht noch kaufen, um feine Stoffe besser zu
nähen und eventuell auch einen Teflonfuß für LKW Plane.
War Deine Nähmaschine schon einmal
kaputt? Kannst Du eine Aussage darüber machen, ob die Reparatur- oder
Wartungskosten hoch sind (z.B. aufgrund aufwendiger Elektronik)?
Zwei Wochen
nach dem Kauf stand ich mit der Maschine wieder im Laden. Das Stickbild war
unzureichend und auch beim normalen Nähen fand ich die Nähte nicht so sauber
wie erwartet. Es stellte sich heraus, dass die Unterfadenspannung an der
Spulenkapsel zu locker eingestellt war. Eine Drittel-Drehung an der
entsprechenden Schraube und alles war gut.
Ärgerlich war,
dass die Bedienungsanleitung nicht beschreibt, wie man an der Spulenkapsel die
Fadenspannung einstellt. Im Laden wurde mir das gezeigt.
Den zweiten
Defekt hatte ich im Sommer 2015. Das Nahtbild war eine Katastrophe, der
Unterfaden bildete Schlaufen.
Im Fachgeschäft brauchte es zwei Anläufe damit
der Fehler behoben war. Insgesamt hat das 100 EUR gekostet. Die Reparaturkosten
waren in meinen Augen ok, dass der richtige Fehler erst beim zweiten Mal
gefunden wurde, hat mich jedoch sehr enttäuscht. Ebenso das Gefasel von
Markengarn verwenden und Co.
Das bei einer so
eine hochwertige Maschine die Kalibrierung der Fadenspannung nach 5,5 Jahren im
Eimer ist, hat mich sehr geärgert. Ich habe damals ein wenig zu Pfaff
recherchiert – hier nachzulesen.
Wartungskosten
für die Reinigung der Maschine liegen bei ca. 50 EUR. Allerdings braucht die
Maschine eigentlich keine Wartung, hat mir der Monteur erzählt. Ab und an
reinigen und leicht ölen, das kann man auch daheim. Bei einer Overlock ist eine
professionelle Reinigung wichtiger, weil dort viele mechanische Teile arbeiten.
Seit der erfolgreichen Reparatur näht die Maschine ohne Ausnahme sehr gut, sogar besser als vor dem Defekt. Eventuell hatte das Fadenspannungsaggregat von Beginn an eine Macke und jetzt ist es endlich richtig kalibriert.
Wo würdest Du Dein Modell einordnen
(Holzklasse, Mittelklasse, Luxusklasse) und für wen würdest Du es empfehlen
(Anfänger, Fortgeschrittene, Profi)
Ich würde die
Maschine als Luxusklasse für Hobbyschneider sehen, sowohl was die Möglichkeiten
der Maschine angeht, als auch das Preisgefüge.
Vom Anfänger
bis zum Profi auf der Maschine können alle nähen.
Praktikabilität
Wie groß und wie schwer ist Deine
Nähmaschine?
Ca. 10 kg. Durch
das Gewicht steht die Maschine sehr stabil, das gefällt mir gut.
Breite 50 cm,
Höhe 30 cm bei geschlossenem oberen Deckel, Tiefe 22 cm . Die relativ große
Breite erklärt sich mit dem großen Durchlass der Maschine, der ist mit 25 cm
wirklich sehr komfortabel.
Kommt Deine Nähmaschine für einen
Auf- und Abbau bei flexiblen Arbeitsplätzen in Frage oder ist sie eher für
feste Arbeitsplätze geeignet?
Am besten ist
ein fester Platz, die Maschine ist groß und schwer. Müsste ich sie stets
wegräumen, wäre das ziemlich nervig.
Wie aufwendig ist
Abbau/Verpackung/Transport für gemeinsame Nähkränzchen?
Haube drüber,
Gaspedal einpacken und fertig. Sie ist dennoch groß und recht schwer, die
Hartschalen-Haube hat beim Transport schnell einen Riß bekommen. Es ist dann
doch einfacher einen Kopfkissenbezug drüberzuschmeißen und die Maschine ohne
die Hartschalenhaube zu tragen.
Lässt sich die Nähmaschine gut
reinigen oder kommst Du an einige Stellen gar nicht heran?
Wenn man sich
erstmal getraut hat die Stichplatte zu entfernen um den Bereich um die
Unterfadenspule zu reinigen ist alles prima.
Hilfreich wäre
es, wenn man die Führung des Oberfadens rankommt, aber da ist das Gehäuse starr
– keine Möglichkeit ranzukommen.
Wie ist die Helligkeit der
Beleuchtung?
Zwei LED
Leuchten sorgen für perfektes Licht, sehr hell, blendfrei
Wie laut ist die Maschine?
Normal laut,
würde ich sagen. Ich nähe abends, auch bis nachts 1 Uhr – es hat sich noch nie
ein Nachbar beschwert.
Ist die Maschine intuitiv bedienbar?
Mir gefällt die
Bedienung über die Tasten, es gibt ein Zahlenfeld für die Stichauswahl, das
finde ich sehr komfortabel gegenüber Maschinen wo man einzeln zwischen den
Stichen blättern muss oder gegenüber Touchpads für die es noch einen
Bedienstift gibt
Ist die Bedienungsanleitung
ausführlich genug?
Ja und nein.
Zierstiche, Stickmodul und Dinge die man selten braucht, werden ausführlich
erklärt, aber wie die Unterfdenspannung an der Spulenkapsel zu regulieren ist, steht
nicht drin.
Kann man die Nähmaschine auch ohne
Pedal bedienen?
Ja, es gibt
einen Startknopf, der auch bei angeschlossenem Pedal funktioniert. Praktisch
bei Knopflöchern oder gewissen Zierstichen und beim Sticken.
Näheigenschaften
Welche Nähmaschine(n) hattest Du
bisher? Wie schätzt Du Deine Maschine im Vergleich dazu ein?
Pfaff Hobby
317, mechanische Maschine, die ich Anfang der 1990er nutzte, dann kam die große
Pfaff. Inzwischen habe ich noch auf der Janome DC 4030 und der Janome MC 5200
genäht.
Am liebsten
nähe ich auf der Pfaff. Die Janome Maschinen sind sehr schön haben auch
ausreichend Nähmöglichkeiten. Das Handling an der Pfaff gefällt mir aber besser
als bei Janome, auch funktionieren die Nähfüße für nahtverdeckten RV,
Nahtschatten und Knopfloch besser als bei Janome.
Wie oft nähst Du? Was nähst Du
hauptsächlich und findest Du Deine Nähmaschine dafür ungenügend, perfekt
ausreichend oder etwas oversized?
Ich nähe auf
der Pfaff 3 bis 4 mal die Woche jeweils 2 bis 4 Stunden, hauptsächlich
Bekleidung für mich. Die Maschine bietet alles was man dafür braucht. Die
vielen Zierstiche sind allerdings unnötig. Ein echter Marketing- Trick und kein
Kundenutzen beim Bekleidungsnähen.
Welches Feature fehlt Dir für Deine
Näharbeiten und auf welches Vorhandene möchtest Du auf gar keinen Fall
verzichten?
Mir fehlt
nichts.
Unverzichtbar
sind verstellbare Fadenspannung, verstellbarer Nähfußdruck, zahlreiche
Nähfüsse, sehr gute Knopflöcher, ordentliches Stichbild, starker Durchstich,
Einfädelhilfe für den Oberfaden, Aufspulen Unterfaden durch die Nadel, automatisches
Absenken des Nähfußes beim losnähen.
Die große
Stichplatte hat viele Markierungen, die das Nähen erleichtern.
Der
Obertransport ist gut, ohne ihn zu nähen bringt jedoch schlechte Ergebnisse.
Pfaff wirbt immer mit dem tollen Obertransport – dabei ist es vielmehr so, dass
Pfaff ihn braucht weil der Nähguttransport anders organisiert ist als bei
anderen Fabrikaten. Meine Janome
Maschine hat keinen Obertransport, näht jedoch genauso gut.
Hat Deine Nähmaschine Features, die
Du für unsinnig hältst?
Auf das
Stickmodul würde ich heute verzichten, auf 110 von 120 Zierstiche ebenfalls.
Man kann Zierstichreihenfolgen selber programmieren – reine Spielerei und kein
Nutzen für mich.
Automatischer
Fadenabschneider ist beim Sticken hilfreich, aber Reparaturanfällig
Der
Unterfadenwächter ist überflüssig. Die Maschine stoppt, wenn der Unterfaden zur
Neige geht. Dann sind aber meist noch 3 m Garn auf der Spule und man näht
trotzdem weiter. Wer viel stickt hat davon vielleicht mehr Nutzen.
Welche Knopflochfunktion(en) hat
Deine Nähmaschine und bist Du damit zufrieden? Was könnte besser sein?
Automatisches
Knopfloch, mehrere, insgesamt 8 Ausführungen, die Knopflöcher lassen sich in der Stichbreite
der Raupen anpassen, die Länge der Knopflöcher wird in mm eingestellt.
Ich bin sehr
zufrieden mit den Knopflöchern. Das klassisch Knopfloch bringt die besten
Ergebnisse. Augenknopfloch etc. sind nicht immer symmetrisch.
Bei dicken
Stoffen muss man manchmal etwas nachhelfen, damit der Stofftransport beim
Knopfloch klappt und es hat sich sehr bewährt abreißbares Stickvlies unter den
Stoff zu legen, dann klappt der Transport einfach besser.
Potentielle Problemzonen
Wie näht Deine Nähmaschine enge
Rundungen?
Bestens, da
sich der Nähfuß automatisch senkt, kann man die Hände am Nähgut lassen. Der
Nähfuß hebt sich auch automatisch wenn man aufhört zu nähen, das ist für
Nähwinkelzüge sehr angenehmen. Diese Funktion lässt sich auch abschalten, falls
man es bei einem anderen Stück nicht möchte. Die Nähgeschwindigkeit ist gut
regulierbar über das Pedal, es gibt eine Taste, dann näht die Maschine im
Schneckenmodus, gut für Kragen und Reversecken.
Ist das Stichbild sauber, auch bei
sehr dickem Nähgut oder sehr schnellem Nähen?
Wenn die
Fadenspannung stimmt hat die Maschine ein gutes Stichbild, auch bei dickem
Stoff. Am Übergang zu dicken Stellen gibt es bei schnellem Nähen manchmal
kleinere Stiche.
Ist der Stofftransport gerade und
gleichmäßig, auch wenn Du den Stoff nicht aktiv führst?
Ja alles
bestens.
Ist ein sauberes Nähen an
Stoffkanten möglich, ohne dass sich die Naht oder der Stoff zusammenzieht?
(Nahtanfänge, versäubern)
Bei dünnen
Stoffen ist das manchmal etwas knifflig. Das Loch in der Stichplatte ist recht
groß weil Stiche bis 9 mm Breite genäht werden können. Eine Gradstichplatte
werde ich wohl noch anschaffen, dann sollte es auch mit Chiffon und Co. Keine
Zicken mehr geben.
Werden elastische Stoffe problemlos
genäht oder wellt der Stoff?
Nähfußdruck
runter, Fadenspannung auch und ich kann dann sehr gut Jersey nähen. Wichtig ist
die richtige Nadel. Allerdings nähe ich Jersey am besten mit Gradstich oder
kleinem Zickzackstich – der elastische Stich
ist eher untauglich bei feinen Stoffen, weil der Stoff vor- und zurück
geschoben wird und dann eher wellt.
Wie ist die Kontrolle über
Nähgeschwindigkeit? Ist sehr schnelles oder sehr langsames Nähen (Stich für
Stich) möglich?
Alles gut
möglich. Per Taste lässt sich Nähgeschwindigkeit halbieren und dann näht die
Maschine ganz langsam.
Bei welchen Nähfragen kommst Du an
die Grenzen Deiner Nähmaschine? Was funktioniert überhaupt nicht?
Habe schon
alles genäht von hauchfeiner Seide bis LKW Plane – mit den richtigen
Einstellungen und etwas Übung klappt es.
Wie ist Dein abschließendes
Gesamturteil in Kurzform? Auf einer Skala von 1 bis 5 – wieviel Sterne
würdest Du Deiner Nähmaschine geben und warum?
4,5 von 5
Sternen
Die Maschine
lässt keine Wünsche offen. Wenn sie heil ist und gut eingestellt näht sie sehr
gut und schaut auch echt klasse aus. (Habe bisher noch keine Maschine gesehen, die mir von der Optik besser gefällt) Für den Ärger mit dem
Fadenspannungsaggregat im Sommer 2015 gibt es etwas Abzug.